Beim Kunze-Bäck gibt es noch richtiges Sauerteigbrot.

Seit 100 Jahren werden in der Werdauer Firma köstliche Dinge aus Mehl hergestellt. Heute hat der Betrieb 90 Beschäftigte und zwölf Filialen.

Werdau. Gefüllter Streusel oder Mohn mit Quark – bis zu 40 verschiedene Sorten Kuchen werden täglich in der Bäckerei Kunze gebacken. Hinzu kommen Brot und Brötchen, Torten und spezielle Waren wie der Platzkuchen. „Das Rezept dafür hat mir ein Bäcker aus Neukirchen verraten“, sagte Lothar Zierold. Dieses Geschäft gibt es schon lange nicht mehr. Aber das Backen des besonderen, gewellten Kuchens wird in Werdau fortgeführt.

Seit 100 Jahren besteht der von Hugo Kunze gegründete Betrieb in Werdau, der in zwei Häusern, der Ziegelstraße 9 und der Brunnenstraße 2, untergebracht ist und in der vierten Generation arbeitet. Aus Anlass dieses Jubiläums stattete der Werdauer Oberbürgermeister Stefan Czarnecki (CDU) dem Team einen Besuch ab. Statt Blumen hatte er eine Collage mit Veröffentlichungen über die Historie der Firma und die Anzeige zur Geschäftseröffnung im Gepäck. „Das ist schön, das kommt in unseren Aufenthaltsraum“, sagte Gabriele Zierold, die seit 2017 innerhalb einer GmbH gemeinsam mit Volker Neubert die Geschicke der Bäckerei als Geschäftsführerin lenkt. In diesem Aufenthaltsraum essen die rund 25 Mitarbeiter des Stammhauses auch zusammen. Das Mittagessen wird täglich frisch gekocht. Zwölf Filialen hat die Bäckerei, unter anderem in Steinpleis, Reichenbach und Vielau. 90 Mitarbeiter sind beschäftigt. „Bäcker suchen wir eigentlich immer“, sagt Volker Neubert. Sie beginnen 16.30 Uhr mit ihrer Arbeit, in Nachtschicht sind drei am Werk.

Die Supermärkte mit ihren Fertigteigwaren machen auch den hiesigen Bäckern das Leben schwer. Bei Kunzes ist immer noch viel Handarbeit gefragt. Das Mehl kommt aus Mühlen der Region, zum Beispiel aus der Ullmann-Mühle in Beiersdorf. Der Sauerteig für das Brot wird in 500-Liter-Kesseln produziert, die in einem konstant mit 18 Grad Celsius klimatisierten Raum stehen. „Jeder Bäcker riecht erst mal an einem Brot, bevor er hineinbeißt. Das ist wohl so eine Art Berufskrankheit“, sagt Lothar Zierold schmunzelnd. Der 75-jährige Meister hilft nur noch in der Bäckerei aus, wenn Not am Mann ist. Gemeinsam mit seiner Frau Gabriele hatte er 1978 die Geschäfte beim Kunze-Bäck übernommen, bis vor zwei Jahren die GmbH gegründet worden ist.

Schmecken die eigenen Backwaren eigentlich noch, wenn man jeden Tag damit umgeht? „Und ob“, meinte Volker Neubert lachend. „In den sieben Jahren, in denen ich hier bin, habe ich zehn Kilo zugenommen.“ Das Backen können die Zierolds auch in ihrer Freizeit nicht lassen. „Wir probieren gerne neue Rezepte aus“, sagte Gabriele Zierold. Und in den Urlaub muss immer ein selbst gebackener Kuchen mit.

 

Annegret Riedel
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